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5 Fragen an Frank Klingenhöfer

Erzählen Sie uns etwas über sich und Ihren Werdegang zum Vorstand DB Regio.

Seit April 2020 bin ich Vorstandsmitglied der DB Regio AG mit Verantwortung für den Bus und seit Januar 2023 für das Ressort Regio Straße.

Zuvor war ich seit 2017 bei DB Regio Schiene Vorsitzender der Regionalleitung der Region Mitte sowie in Personalunion Leiter Marketing. Die gleichen Funktionen, die ich bereits in den vorhergehenden vier Jahren in der Region Südost innehatte.

Weitere Stationen im DB-Konzern waren unter anderem die Leitung der Strategieabteilung für den Personenverkehr, die Führung des Verkehrsunternehmens Rhein-Neckar, die Geschäftsführung der DB-Busgesellschaften in Mannheim und Karlsruhe sowie drei Jahre Auslandsstätigkeit bei DB Arriva in London für den Bereich Ausschreibungsmanagement.

Bei DB Regio wurde mit dem Ressort Straße eine neue Einheit geschaffen. Warum und was bringt das für Fahrgäste und Aufgabenträger?

Wir erleben spannende Entwicklungen im straßengebundenen ÖPNV. Die Nachfrage nach flexibleren, bedarfsorientierteren Angeboten steigt bei unserer Kundschaft. Dies wird eine feste Größe im Mobilitätsmix moderner Alltagsmobilität werden. Neue Technologien und Ansätze ermöglichen heute schon attraktive Angebote, wie On-Demand-Verkehre und Mobilitätshubs.

Im Ressort Straße binden wir zusammen, was wir im DB-Konzern an Know-how und Kapazität haben, um für Fahrgäste und Aufgabenträgern diese Leistungen anbieten zu können.

Wir betreiben umfangreiche Linienbus- und Schülerverkehre, bringen mit kleineren Fahrzeugen On-Demand-Verkehre auf die Straße und steuern sie heute schon komplett digital. Das wird begleitet durch Mobilitätsanalysen und die Entwicklung von digitalen Lösungen für die ganze ÖPNV-Branche, die den Zugang zu effizientem Ridepooling und On-Demand-Verkehren ermöglichen.

Alle Partner kommen aus unterschiedlichen Zusammenhängen und arbeiten bereits seit einiger Zeit am selben Thema, nämlich einem erfolgreichen straßenbasierten ÖPNV.

Wenn wir die Zusammenarbeit nun unter ein gemeinsames Dach bringen, können wir unsere Angebote noch besser aufeinander abstimmen und gemeinsam mehr für eine besseres Mobilitätsangebot und damit für Verkehrsverlagerung erreichen.

Frank Klingenhöfer

Was verstehen Sie unter integrierten Verkehren und warum sollten diese aus Ihrer Sicht integriert ausgeschrieben werden?

55 Millionen Menschen in Deutschland wohnen im ländlichen Raum. Mit unseren Angeboten bringen wir Mobilität in die Fläche und schaffen den Anschluss an die klimafreundliche Schiene. Wir wollen die Menschen zum Umsteigen in den ÖPNV bewegen, indem wir ihnen eine alltagstaugliche Alternative zum Auto bieten.

Dafür brauchen wir vernetzte, integrierte Lösungen, die den Mobilitätsbedarf der Menschen erfüllen und eingepasst sind in bestehende Angebotssysteme.

Das lässt sich am besten durch integrierte Ausschreibungen erreichen. Das heute sehr starre System der einzelnen Verkehrsverträge erlaubt einem Aufgabenträger nicht die notwendige Freiheit das Angebot flexibel auf die Bedürfnisse der Fahrgäste anzupassen. Wenn zum Beispiel Linienwege und On-Demand-Systeme verändert werden sollen, um besser zueinander zu passen ist das häufig nicht möglich. Veränderungen können erst erreicht werden, wenn die Verträge meist erst nach 8-10 Jahren enden. Das passt nicht mehr zu dem heutigen dynamischen Umfeld. Wenn wir die Ziele der Mobilitätswende erreichen wollen können wir uns diese Verzögerungen nicht leisten.

Mit diesem Ziel bieten wir integrierte Angebotskonzepte aus einer Hand, die attraktiver sind als die Summe ihrer Teile. Damit erschließen wir zusätzliche Fahrgäste und über zusätzliche Fahrgäste auch neue Finanzierungsquellen. Am Ende wird es nur Gewinner geben – unsere Fahrgäste, die Aufgabenträger und nicht zuletzt das Klima.

Autonom fahrende On-Demand-Flotten, ist das die Zukunft des öffentlichen Verkehrs? Wird der Bus dann zum Auslaufmodell?

Mit autonomen Shuttles verschieben sich die Kosten und die Einsparungen schaffen Spielraum für die Verbesserung des Angebots. Das kann ein echter Game Changer im ÖPNV sein.

Wir betreiben schon seit 2017 in Bad Birnbach autonome Shuttles und waren damit Pionier in Deutschland, in der Shuttle Modellregion Oberfranken sind wir einer der Partner.

Den nächsten Schritt von mehr oder weniger modellhaften Anwendungen mit geringen Fahrgeschwindigkeiten zu einem vollwertigen Verkehrsangebot gehen wir in Offenbach und Darmstadt. In Kooperation mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und den Partnern Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach und HEAG mobilo aus Darmstadt sammeln wir, in dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt, für die gesamte Branche wichtige Erfahrungen beim Autonomen Fahren im ÖPNV.

Für das EU-weite Projekt ULTIMO sind wir Konsortialführer. Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam mit 23 weiteren europäischen Partnern daran mitarbeiten, dass wir noch offene Fragen für einen gesicherten Echtbetrieb klären können. Davon profitieren die Verkehrsunternehmen, weil das Projekt zu einer effizienten Implementierung und zu einem effizienten Betrieb beitragen soll, und natürlich die Fahrgäste, denn ein effizienter Betrieb schafft die Voraussetzungen für mehr und ein besseres Angebot.

Der Bus ist jedoch kein Auslaufmodell. Das klingt, als würden wir den On-Demand-Verkehr und den Linienverkehr gegeneinander ausspielen. Das ist die falsche Sichtweise. Heute nimmt nur eine Minderheit der Bürger:innen den Bus bewusst als Option der Verkehrsmittelwahl in Anspruch. Wir müssen ein Verkehrsangebot schaffen, das die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen erfüllt. Dann haben wir etwas erreicht. Und das bedeutet eben mehr Verknüpfung von On-Demand-Angeboten mit dem Linienverkehr. Davon profitieren der klassische Linienverkehr, das Gesamtsystem ÖPNV und vor allem die Bürgerinnen und Bürger.

Sie sind in Nordhessen aufgewachsen und kennen aus erster Hand die Mobilitätsherausforderungen und damit auch das Thema Teilhabe im ländlichen Raum. Medibus, Einkaufs-Bus & Co sind mögliche Lösungen. Warum ist auch die sogenannte mobile Infrastruktur ein Teil der Verkehrswende?

Richtig, ich bin selbst auf dem Land aufgewachsen. Damals fuhr dort kein junger Mensch mit dem Bus in die Disco und heute fährt da keiner mit dem Bus in den weiter weg liegenden Club. Man lässt sich von Jemandem mitnehmen und fährt irgendwann selbst Auto. So sind wir sozialisiert, genau da muss sich auch was ändern. Aber das geht nur mit einem Angebot, das mit dem Auto mithalten kann, das vor allem als nutzenstiftend und gleichwertig verstanden wird.

Dazu gehört auch die Verknüpfung zwischen Mobilitätsangeboten und Flächenversorgung. Wir machen nicht nur die Menschen mobil und sorgen für ihre Teilhabe. Wir verstehen Busse auch als Plattformen für mobile Infrastruktur und bringen Einrichtungen des täglichen Bedarfs direkt zu den Menschen in Räumen, in denen die Flächenversorgung heute den Bedarf nicht mehr abdeckt und ganze Landstriche als attraktiven Lebensraum unattraktiv macht. Beispielsweise unseren Medibus oder den Einkauf-Bus, den wir zusammen mit REWE seit März in Nordhessen betreiben.

Darin sehen wir große Chancen für die Versorgung von ländlichen Gebieten. Wir schaffen alltagstaugliche Alternativen zum Auto, die zu einem Modell für ländliche Gebiete werden können. Das reduziert Fahrten mit dem Auto in die nächste Stadt, um an die Dinge des täglichen Bedarfs zu kommen. Das ist bequem und klimafreundlich

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