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5 Fragen an Nicole Scott

Ist das autonome Fahren die radikale Innovation, die alles verändern wird?

Das autonome Auto ist eine Innovation, die die Welt tiefgreifend verändern wird. Aber wie? Die Überlegung ist einfach: Die Nutzung von Autos ist unglaublich ineffizient. Unsere Autonutzung unterscheidet sich deutlich von der Autoproduktion, die heute eine der effizientesten Branchen ist. Laut einer Studie von Morgan Stanley werden Autos nur 4 % der Zeit gefahren. Das sind 8,4 Billionen Stunden Leerlaufzeit pro Jahr. Wenn man bedenkt, dass die weltweite Fahrzeugflotte einen kollektiven Wert von 20 Billionen Dollar hat, ist das Ausmaß der Geldverschwendung atemberaubend!

Die Verlagerung der Fahrzeuge vom Individualverkehr auf gemeinsam genutzte Mobilität wird die Zahl der Autos auf den Straßen verringern. Wenn Menschen an eine autonome Zukunft denken, stellen sie sich meist ein autonomes Auto vor. Sicher, ein Auto, das zu 100 % statt zu 4 % genutzt wird, wird die Zahl der Autos auf den Straßen deutlich verringern. Realistischer ist jedoch ein effizienteres öffentliches Verkehrssystem, in dem Busse den Individualverkehr ersetzen, der früher die Straßen der Städte füllte. Wenn wir an Effizienz denken, dann ist ein Bus mit 100 Fahrgästen natürlich effizienter als ein Auto mit einem Fahrgast.

Welche Rolle spielt der Bus beim autonomen Fahren?

Der Bus wird der erste Ort sein, an dem die meisten Menschen ein vollständig selbstfahrendes Fahrzeug auf einer öffentlichen Straße erleben werden. Viele Menschen haben zwar ein Auto, aber nicht Level 4, sodass die Chance, einen autonomen Kleinbus zu nutzen, derzeit größer ist. Der autonome Bus hat das Potenzial, der Botschafter für autonome Fahrzeuge zu sein.

Nicole Scott

Vor welchen Herausforderungen steht das autonome Fahren, wenn es um die Digitalisierung geht?

Autonome Fahrzeuge existieren in einem Ökosystem, und dieses Ökosystem befindet sich noch im Aufbau. Die Fahrzeuge benötigen hochauflösende Karten, um sich effizienter und sicherer in städtischen Umgebungen zu bewegen. HD-Maps oder 3D-Maps-Straßenkarten können auf den Zentimeter genau die Position bestimmen und haben zudem eine hohe Umwelttreue. Sie enthalten Informationen über die genaue Position von Fußgängerüberwegen, Ampeln/Schildern, Schranken und mehr. Außerdem müssen unsere autonomen Fahrzeuge vernetzt sein: Vehicle to Everything (V2X), Vehicle to Infrastructure (V2I) und Car to Everything (C2X) benötigen eine physische Infrastruktur. So müssen Ampeln intelligent werden und Abbiegeassistenten helfen autonomen Fahrzeugen, sicher zu navigieren. Wir wollen natürlich, dass autonome Fahrzeuge ohne Hilfe fahren können, aber ihre Vernetzung untereinander und mit einer stadtweiten Infrastruktur hat zusätzliche Vorteile für die Verkehrseffizienz und ist somit nachhaltiger.

Niemand wird sich dem autonomen Fahren entziehen können. Wie bereiten Sie sich auf die autonome Zukunft vor?

Persönlich kann ich als Einzelperson nichts tun, um mich vorzubereiten. Die Gesetzgebung liegt nicht in meiner Hand, und auch die Infrastruktur der Stadt kann ich als Einzelperson nicht verändern. Als Einzelperson könnte ich keinen Führerschein machen oder vielleicht Parteien wählen, die fortschrittlicher sind und sich dafür einsetzen, das Auto aus dem Stadtzentrum zu verringern. Aber das war's auch schon.

Es ist noch unklar wie autonome Fahrzeuge mit den Menschen, mit denen sie die Straßen teilen werden, kommunizieren werden: mit Ton, mit Lichtmustern, die auf die Straßen projiziert werden, oder mit Symbolen direkt auf dem Fahrzeug? All dies wird noch erforscht. Klar ist, dass das Auto nicht mehr das Verkehrsmittel sein wird, um das herum sich die Städte organisieren. Das bedeutet nicht, dass die Straßen abgeschafft werden, aber es bedeutet, dass man sich auf eine Zukunft vorbereitet, in der die Menschen die Straßen zurückerobern. Straßen, die einst an einem See entlangführten, würden zu Parks und Radwegen umfunktioniert werden. Autonome Fahrzeuge auf unseren Straßen werden zu weniger Staus und Verkehrsbehinderungen führen, da sie in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren und den Verkehrsfluss zu verbessern. Damit einher geht ein grundlegendes Umdenken, welche Fahrzeuge wir in den Innenstädten zulassen. Busse und Logistikfahrzeuge werden die wichtigsten autonomen Fahrzeuge sein, die die Straßen unserer Städte bevölkern. Eine Änderung der städtischen Infrastruktur mit geschützten Busspuren, die Logistik- und Lieferrouten berücksichtigen, wird eine solide Grundlage für die Zukunft schaffen.

Wie sieht die Zukunft der Mobilität für mich aus?

Die Mobilität von 2022 wird nicht die Mobilität von 2030 sein. Die Städte werden für die Menschen da sein und nicht für die Autos. Der Verkehrssektor hat mit 24 Prozent weltweit den höchsten Anteil an den CO2-Emissionen. Die Tatsache, dass jeder Autofahrer in München durchschnittlich 87 Stunden im Jahr im Stau steht, was zehn vollen Arbeitstagen entspricht, zeigt, dass es so nicht weitergehen kann.

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