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Attraktives Angebot, hohe Kapazitäten: Immer mehr hochwertige Bussysteme in Europa
Ein Gastbeitrag von Manuel Bosch, Verlagsleiter bei DVV Media Group
Immer mehr Städte in Europa setzen auf hochwertige Bussysteme, für die sich der Begriff „Bus Rapid Transit“ (BRT) durchgesetzt hat. Jüngst kam das erste BRT-System in Dänemark dazu: In Aalborg fahren seit Ende September elektrische Doppelgelenkbusse unter den Namen „Plusbus“ auf einer rund zwölf Kilometer langen Strecke mit 22 Haltestellen. Sie führt von Veddeløbbanen durch die Innenstadt bis zum Universitätsgelände.
Busse fahren abschnittsweise auf eigener Infrastruktur
Ein Merkmal von BRT-Systemen ist der hohe Standard der Infrastruktur. So wurden auch in Aalborg lange Abschnitte geschaffen, auf denen der Plusbus eine eigene Fahrspur hat. Hinzu kommen gut ausgebaute Haltestellen und eine Priorität an den Verkehrsampeln. Flankierend wurden für den Autoverkehr Einschränkungen und Durchfahrtverbote ausgesprochen. Im Ergebnis ist die BRT-Linie nun rund sechs Minuten kürzer unterwegs als die vorherige Buslinie 2.
Allerdings sind die Busse nicht auf ganzer Streckenlänge auf eine eigene Infrastruktur angewiesen – ein entscheidender Vorteil gegenüber einer Straßenbahn. So können nicht nur in engen Stadtbereichen, sondern auch außerhalb des Stadtkerns die regulären Straßen und Fahrspuren mitgenutzt werden. Insgesamt lässt sich eine BRT-Trasse günstiger realisieren als eine Tramstrecke. So führten auch in Aalborg Kostenüberlegungen dazu, auf ein Bus- statt ein Straßenbahn-System zu setzen.
Hohe Kapazität: Elektrisch betriebene Doppelgelenkbusse
Um vergleichbare Beförderungskapazitäten wie eine Tram zu erreichen, werden bei BRT-Systemen oft Doppelgelenkbusse mit bis zu 25 Metern Länge eingesetzt. Sie werden heutzutage meist lokal emissionsfrei mit Elektroantrieb betrieben – die Traktion eines Doppelgelenkbusses lässt sich mit elektrischem Antrieb ohnehin besser darstellen als beim früheren Dieselantrieb. Je nach Fahrzeugmodell und Einsatzprofil ist allerdings ein Nachladen der Batterien an den Endhaltestellen erforderlich.
Neben der Antriebstechnik fällt besonderes Augenmerk auf die Ausstattung von BRT-Fahrzeugen. So sind bei einem 25 Meter langen Bus eine größere Zahl an Türen und großzügige Auffangbereiche mit Stellplätzen für Rollstühle und Kinderwagen vorgesehen. In Kombination mit den barrierefrei ausgebauten Haltestellen können dann kurze Fahrgastwechselzeiten erreicht werden. Für ein hochwertiges Bussystem sind zudem Echtzeit-Fahrgastinformationen im Bus selbst wie an den Haltestellen unabdingbar.
Von Frankreich nach Europa
Frankreich gilt zwar vor allem als Vorreiter beim Aufbau moderner Straßenbahnsysteme, hat mit dem „Bus à Haut Niveau de Service“ (BHNS) aber auch einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, BRT-Systeme in die europäischen Stadtdimensionen zu übersetzen. Seine Verbreitung fand der Ansatz seither zum Beispiel in den Niederlanden und in Skandinavien. In Frankreich selbst ist das System inzwischen sogar in der Hauptstadt angekommen: Unter dem Markennamen „T Zen“ ergänzen hochwertige Busse auf eigener Trasse das in den vergangenen zwei Jahrzehnten wieder aufgebaute Straßenbahnnetz.