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Gastbeitrag: Die ersten Anwender in Dtl.: Wasserstoff - Kraftstoff der Zukunft für Busse?
Nicht erst seit gestern wissen wir, dass wir beim Antrieb unserer Busse nicht länger auf fossile Kraftstoffe setzen können. Zwar funktioniert diese seit mehr als 100 Jahren bewährte Technik prachtvoll, aber sie ist mit dem Ausstoß von Schadstoffen verbunden, die bei der Verbrennung der fossilen Kraftstoffe entstehen. Und diese Schadstoffe sollen eben gerade nicht mehr entstehen.
Also müssen Alternativen her. Da hat sich in den letzten Jahren sehr der batterie-betriebene Elektrobus durchgesetzt. Er wird inzwischen von einer Vielzahl von Herstellern angeboten, nicht nur altbekannten wie zum Beispiel MAN, Mercedes, Solaris und VDL, sondern auch von „Newcomern“ wie Ebusco und Irizar. Sie tun auch brav, was sie sollen, aber haben noch einen Schwachpunkt: die Kapazität ihrer Batterien reicht nicht aus, um sie von der Ausfahrt vom Betriebshof am frühen Morgen bis zur Rückkehr auf den Hof 24 Stunden später durchzuhalten zu lassen. Also braucht man Batteriebusse, die unterwegs nachladen können, oder man muss sie auf Kurse mit relativ geringer täglicher Laufleistung bringen. Jeder Verkehrsbetrieb hat indes eine ganze Reihe solcher Kurse in senem Netz, aber eben nicht nur.
Die Chance für den Brennstoffzellenbus
Hier bietet sich allerdings eine ganz andere Alternative an: der Brennstoffzellen-Bus, auch „Fuel-Cell-Bus“ genannt. Sein Kraftstoff ist Wasserstoff (Hydrogen), den der Bus ähnlich wie Diesel tankt. Dieser Wasserstoff wird in eine Brennstoffzelle geleitet, wo er mit der Luft reagiert. Dabei entsteht elektrischer Strom, mit dem der Bus dann fährt. Die Busse können schon heute so viel Wasserstoff tanken, dass sie von der Reichweite Batteriebussen deutlich überlegen sind. Der portugiesische Hersteller Caetano zum Beispiel gibt für seinen „Caetano H 2 City Gold“ schon heute eine Reichweite von 450 Kilometern an. Damit schafft fast jeder Bus egal auf welchem Kurs eine 24-Stunden-Schicht ohne jede Nachladung.
Und welche „Abfallprodukte“ entstehen beim Einsatz von Wasserstoffbussen? Antwort: gar keine. Das Einzige, was „hinten ‘raus kommt“, ist chemisch reines Wasser – und das auch gerne in der Form von kleinen Wölkchen von Wasserdampf. Woher aber kommt der Wasserstoff, mit dem die Busse fahren? Durch die Diskussion geistern immer wieder Geschichten von einer umweltschädlichen und sehr teuren Produktion von Wasserstoff, der extra als Kraftstoff für die Busse hergestellt werden müsse. Dem allerdings ist oftmals ganz und gar nicht so.
Aktuelle Anwendungen in Deutschland
Südwestlich von Köln liegt die Stadt Hürth, in der die Regionalverkehr Köln (RVK) die Stadtbuslinien betreibt. Und zwar mit Wasserstoffbussen des belgischen Herstellers Van Hool. Die Wagen tanken allerdings nicht aufwändig speztiell hergestellten Wasserstoff. Vielmehr fahren sie in den in der Stadt liegenden „Chempark Hürth“, wo sie mit ihrem Wasserstoff versorgt werden. Der entsteht seit eh und je im Rahmen der ganz normalen Produktion im Chempark Hürth. Bis die Wasserstoffbusse nach Hürth kamen, wusste niemand etwas mit diesem „Abfallprodukt“ anzufangen – man vernichtete diesen Energieträger einfach, indem man ihn abfackelte. Ist es nicht gut, dass wir ihn heute sinnvoll zum Antrieb von Bussen nutzen können?
Ähnlich ist es in Wuppertal. Hier liegen der Busbetriebshof „Nächstebreck“ und die ebenfalls zum Stadtwerke-Konzern gehörende Müllverbrennungsanlage auf zwei Nachbargrundstücken unmittelbar nebeneinander. In der Müllverbrennungsanlage erzeugen die WSW (Wuppertaler Stadtwerke) Wasserstoff, den sie mit einem kurzen Rohr auf den Betriebshof des Busbetriebs leiten. Und hier werden die 10 „Van Hool A 330 FC“ und die 10 „Solaris Urbino 12 hydrogen“ damit betankt. Uli Jaeger, Chef der Wuppertaler WSW: „Preisgünstiger als mit unserem eigenen Wasserstoff könnten wir unsere Busse gar nicht betanken.“
Inzwischen gibt es weitere Betriebe wie Wiesbadens ESWE, die neben Batteriebussen auch Wasserstoffbusse haben. Letztere für Kurse, die eine besonders große Reichweite brauchen. Und noch in diesem Jahr sollen alle bestellten 13 Solaris „Urbino 12 hydrogen“ in Frankfurt im Liniendienst fahren. Die DB-Tochter Autokraft in Niebüll ist ein weiterer Anwender, und auch an die Verkehrsbetriebe MoBiel in Bielefeld wurde schon vier Caetano/Toyota Brennstoffzellenbusse ausgeliefert, die in Kürze den Linienbetrieb aufnehmen werden. Hier gab es bislang keine rein batterie-elektrischen Busse. Diverse weitere Betriebe haben Tests mit Wasserstoffbussen unternommen, dazu gehören Dormagen, Heidelberg u.a.
Und auch das gibt es: Die „Ruhrbahn“ aus Essen und Mülheim setzt für die Zukunft ausschließlich auf Wasserstoffbusse, die Anschaffung von mehr als 200 Wagen ist für die vollständige Flottenerneuerung bis 2033 vorgesehen. Es bleibt mit Spannung zu beobachten, ob es dazu kommt.