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Multimodale, nahtlose Mobilität: Stadt, Land, Region
Wie können Außenbezirke und ländliche Gebiete besser an die Innenstadt angebunden werden? Mit welchen Konzepten wird der ÖPNV auf lange Sicht erfolgreich? Mit diesen Fragen beschäftigte sich eine Expert:innenrunde auf der Future Forum Stage der BUS2BUS.
Aus Paris war Romain Erny, Head of Mobility bei Choose Paris Region, Agentur für internationale Attraktivität angereist. Die Stadt an der Seine dient vielen als Vorbild für die Mobilitätswende. Mit dem Projekt Grand Paris Express soll die Anzahl der Metrolinien verdoppelt werden, darunter kommen auch fahrerlose Züge zum Einsatz. Durch eine Ringbahn werden die Vororte untereinander besser verbunden. 68 neue Bahnhöfe sind geplant. Die Busflotte mit mehr als 10.000 Fahrzeugen soll auf E-Antrieb und Biogas umgestellt werden. Viele Startups sind bereit ihre innovativen Lösungen im Bereich der E-Mobilität und der Ladestruktur in der Stadt testen.
Auch Berlin verfolgt ehrgeizige Ziele, berichtete Dr. Rolf Erfurt, COO der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Bis 2030 sollen alle Busse mit Strom fahren. Momentan hake es vor allem an den Genehmigungsprozessen. Erst wenn die Infrastruktur stehe, könnten die Busse angeschafft werden. Um die Geschwindigkeit von Bussen im Stadtverkehr zu erhöhen, die momentan 2,5 km/h niedriger liege als sie sein könnte, wäre eine verkehrspolitische Priorisierung von Busspuren wichtig. Mit neuen Bussen, U-Bahnen und Trams modernisiere die BVG aktuell ihre Flotte. Für die letzte Meile am Standrand müsste der ÖPNV noch besser mit On Demand-Angeboten verknüpft werden. Perspektivisch wären auch semiautonome Busse denkbar. Um die Sauberkeit und Sicherheit der Bahnhöfe und Züge zu verbessern, arbeite die BVG mit dem Senat und der Polizei zusammen.
Verkehrspolitische Baustellen in Kopenhagen sieht Lasse Repsholt, Head of Public Transport bei DANISH PASSENGER TRANSPORT, dem Verbund der Nahverkehrsanbieter, bei der Intermodalität, also dem Zusammenspiel des ÖPNV in der Innenstadt und in den Außenbezirken. Der Mix aus Bussen, Schnellzügen und anderen Verkehrsmitteln müsse letztlich attraktiver sein als der PKW. Gemeinsame Tarife fürs ganze Land wären dafür ein geeignetes Mittel. Die Transparenz und Einfachheit des Deutschlandtickets gefalle ihm, allerdings müsse sich, um Autofahrer in Busse und Züge zu bringen, vor allem die Zuverlässigkeit verbessern.
Zeina Nazer, Co-Founder bei CITIES FORUM, das Verkehrsverbünde zu Smart City-Fragen berät, plädiert dafür, das Autofahren möglichst teuer und unattraktiv zu machen. Straßennutzungsgebühren wie eine City Maut sollten in den Ausbau des ÖPNV gesteckt werden. So könnten es sich nur Menschen mit sehr hohen Einkommen leisten, mit dem eigenen PKW in die Innenstadt zu fahren. Allerdings müsse man den Autofahrern auch einen finanziellen Anreiz bieten, auf den ÖPNV umzusteigen, nämlich ein funktionierendes Verkehrssystem mit enger Taktung und fairen Tarifen.