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Vehicle2Grid-Mobility
Ein Gastbeitrag von Stefan Carsten
Das neue Konvergenzsystem: Mobilität, Energie und Immobilien
Vehicle-to-Grid (V2G) ist eine Technologie, die es Elektrofahrzeugen ermöglicht, Energie in das Stromnetz zurückzuspeisen. Im Wesentlichen kann ein Elektrofahrzeug nicht nur Energie aus dem Netz ziehen, um aufgeladen zu werden, sondern es kann auch Energie aus seiner Batterie zurück ins Netz einspeisen, wenn es an der Ladestation hängt. Das Elektrofahrzeug wird somit zur Schnittstelle zwischen Angebot und Nachfrage, Produktion und Konsum, Mobilität und Immobilität und hilft bei der Beantwortung drängender Fragen der Energiewirtschaft:
• Was passiert, wenn das Stromnetz bei hochsommerlichen Temperaturen oder im vor Kälte erstarrten Winter sowie schon überlastet ist?
• Was passiert, wenn zu wenig Energie im Netz zur Verfügung steht, weil erneuerbare Energien zu wenig Strom produzieren können?
Ein dezentrales Netz aus Energiespeichern und virtuellen Kraftwerken auf der Basis von Elektroautos wird in diesem Kontext eine entscheidende Rolle bei der Mobilitäts- und Energiewende spielen und neue Geschäfts- und Nutzungsmodelle etablieren, die sowohl die Autarkie des Eigenheimes beinhalten als auch die intelligente Kommunikation zwischen Kunden, Fahrzeug und Netzversorgern.
USA und China sind führend in der Technologie
Als Reaktion auf weitreichende Stromausfälle in China im Sommer 2022 durch hochsommerliche Temperaturen, hat der Autohersteller NIO damit begonnen, die Energierückführung in das lokale Stromnetz über insgesamt fünfzehn Batterie-Wechselstationen in Hefei zu testen. So wurde die Stromlast dieses virtuellen Kraftwerks in fünf Tagen um 8 Megawattstunden (MWh) angepasst, was einer Einsparung des Stromverbrauchs in Echtzeit für über 3.000 Haushalte entspricht. Nio betreibt mehr als 1.000 Batteriewechselstationen in ganz China. Laut NIO sind seine aktuellen Wechselstationen mit dreizehn Batteriepaketen ausgestattet, die zusammen jederzeit eine berechnete Energiespeicherkapazität von 600-700 Kilowattstunden (kWh) ergeben.
Auch in den USA wird die Technologie und das intelligente Stromnetz vorangetrieben. Hier stehen elektrische Schulbusse im Fokus. Deren Einsatzbedingungen sind wie geschaffen für das bidirektionale Laden. Ein durchschnittlicher Bus hat eine Batteriekapazität von 220 kWh und ist etwa sechs Stunden täglich und 200 Tage im Jahr im Einsatz. Der Rest der Zeit kann energietechnisch genutzt werden. So kann allein der US-amerikanischen Stadt Beverly (Massachusetts) diese Schulbusse rund 50 Stunden lang insgesamt 3 mWh an Strom in das Netz einspeisen. Genug, um 100 Einfamilienhäuser einen Tag lang mit Energie zu versorgen.